Medizin studieren als Mutter
Ein Erfahrungsbericht
Mitte 40, drei Kinder, Hund, Haus und Ehemann … und dann mit dem Medizinstudium anfangen? In diesem Bericht aus erster Hand geht es um die Hürden und Herausforderungen, die das mit sich bringt.
Ungekürzte Erfahrungsberichte
Langes Lesen ist man ja kaum noch gewohnt, aber die Substanz des Beitrags wollten wir nicht eindampfen. Viel Spaß beim Lesen und Staunen!
Inhaltverzeichnis
Ausgangslage: Medizin mit 40
Wer glaubt, dass ein Porsche das ultimative Gegenmittel für eine Midlife-Crisis ist, dem sei gesagt: Nö! Man erntet definitiv die weiter runtergeklappten Unterkiefer und die weiter aufgerissenen Augen, wenn man mit Mitte 40, 3 Kindern, Haus, Hund und Ehemann nochmal anfängt, mit 500 Jungspunden Medizin zu studieren. Ich bin immer noch am Überlegen, ob die Entscheidung unglaublich gut oder unglaublich dämlich war. Der Karren ruckelt mal in die eine und mal in die andere Richtung, je nachdem wie der Tag war (oder wie die Klausur lief oder die Mathearbeit der Ältesten oder die Verdauung vom Hund … you get my drift). Studieren mit Familie ist halt ein sehr dynamischer Vorgang, Kinder brauchen mal mehr, mal weniger Aufmerksamkeit. Ehemänner auch, aber denen kann man mal sagen, sie sollen es mit Fassung tragen und zwar bitte leise und im andern Raum. Machen 5-Jährige und Hunde nicht immer mit.
Warum fängt man mit Mitte 40 nochmal an, das Fach zu studieren, von dem alle sagen, es gebe kaum was anderes, das noch mehr weh tut? Fing eigentlich ganz harmlos an, ich saß im Büro (beim Steuerberater, ich komme aus einem ABSOLUT anderen Teil der Arbeitsgalaxie) und eine Mandantin erzählte stolz, der Sohn habe sich für Medizin beworben. Inneres Seufzen, wollte ich früher auch mal. Kann man sich jetzt TOTAL online bewerben. Aha, schau’n wir doch mal. Geht tatsächlich. Huch, guck mal, ich weiß sogar das meiste noch, also wann Abitur etc…. Füll ich doch mal aus… Ergebnis: Im August kam der Zulassungsbescheid, der mir einen halben Herzkasper beschert hat, weil wer rechnet denn schon mit sowas! Wie, die nehmen mich?? Ich denke, ich hatte so halb auf eine freundliche Absage gehofft. Nimmt einem die Entscheidung so schön ab und man hat’s ja trotzdem versucht. Der beste Ehemann von allen hatte vermutlich einen ganzen Herzkasper, trug es aber wie ein Mann und ist zwischenzeitlich ziemlich stolz auf mich. Zumindest sagt er das. Nachdem er – durchaus berechtigt – gelegentlich anmerkt, dass die Sache mit dem Haushalt kurz vor der Klausur ja durchaus mal komplett von ihm übernommen werden kann, aber so chronisch und immer findet er das eher weniger lustig. Ich kann über ein fröhliches Häufchen schwarzer Hundehaare in der Zimmerecke recht souverän hinwegsehen, er nicht so.
Unbequemer Einstieg
Dass sich die Uni dann erstmal querstellte (also der Fachbereich Medizin, nicht die Universität) war dann nicht ganz so nett, aber da legal leider alles in Ordnung war, mussten die Damen und Herren mich dann doch zulassen. Zitat: „Dem Chef fällt jetzt auch nix mehr ein, wir werden sie wohl nehmen müssen“… ich saß wohlgemerkt im gleichen Zimmer mit den beiden Sekretärinnen, als der Spruch kam. Die Sache mit dem Neutral-Sein und zumindest die Basics des höflichen Miteinanders sind offenbar nicht Teil der Ausbildung gewesen. Dass mein Nervenkostüm familiengestählt ist, hilft in solchen Situationen ungemein. Tatsächlich genießen die Damen den Ruf, eher weniger als mehr hilfreich zu sein. Ich habe auch schon das Gegenteil gehört, aber nicht oft. Böse Zungen behaupten, dass eine Einstellungsvoraussetzung sei, dass man auf dem Besen zur Arbeit fliegt… Ich musste jedenfalls schon mehr als einen trösten oder mit guten Ratschlägen versorgen, der dort Ärger hatte. Grundregel Nummer eins: immer alles per Email machen, schriftlich sind sie etwas vorsichtiger mit der Wortwahl. Es hat auch Vorteile, 15 Jahre in einer Anwaltskanzlei gearbeitet zu haben. Man behält zumindest so lange die Fassung, bis man alleine ist. Dann kann man ruhig mal platzen.
Lernen – NICHTS hat geholfen
Hilfe: Physikpraktikum
Anatomie war dann schon was anderes. Und dann auch noch Testat, mündlich. Ich sag mal so: Man kriegt auch mit Mitte 40 noch Mitleidspunkte. Mit 10 von möglichen 20 bin ich da rausgelaufen, verdient hätte ich 4, wenn ich ehrlich bin. Aber der Exotenstatus ist manchmal auch ganz nützlich. Trotzdem hatte ich während der Prüfung das sichere Gefühl, hier völlig fehl am Platz zu sein, was um alles in der Welt tat ich hier eigentlich und wie konnte ich es bewerkstelligen, die Kunst des Sich-in-Luft-Auflösens innerhalb der nächsten 10min zu meistern und das, obwohl es eine Menge von mir gibt, das in Luft aufgelöst werden müsste. Ich hab’s überlebt. Schwamm drüber. Wie ich die mündliche Physikumsprüfung überstehen soll, ist mir nach wie vor schleierhaft. Das mit dem In-Luft-Auflösen kann ich nämlich immer noch nicht.
Und dann kam Corona
Mitten in das Physik-Praktikum fiel Corona. Donnerstag war noch alles gut, Montag war alles dicht. Praktikum auf unbestimmte Zeit vertagt, Klausur auch. Rückblickend muss ich gestehen, dass mir Corona den Allerwertesten gerettet hat. Die letzten 3 Semester waren online. Alles ein bisschen auf Sparflamme und vor allem keine Reisezeiten. Ich brauche 1h 20min von mir bis zur Uni, das Ganze zweimal am Tag macht Pi mal Daumen 3h Reisezeit. Das tut schon weh.
Mama war also zu Hause, wenn auch leicht gereizt, weil lernen mit 3 Kindern (damals 3, 5 und 7 Jahre alt) im Haus, der Mann im Homeoffice und rausgehen war am Anfang ja auch nicht möglich, das war schon anstrengend. Trotzdem hat es mir die Luft gelassen, die Situation überhaupt in den Griff zu bekommen.
Eine Dozentin mit Herz
Die Biochemie-Dozentin, von der wir immer alle gedacht hatten, sie sei eher unterhalb der Null-Grad-Grenze unterwegs, was Empathie betrifft (ich habe diese Frau nicht einmal lächeln sehen! Bildschirm an, hopp, anfangen, darf auch gern schneller gehen mit den Antworten, danke) ließ mir ausrichten, ich hätte bestanden. Ich habe ihr trotzdem eine Email geschrieben und mich entschuldigt und dann – warum auch immer – gestanden, ich hätte nach der abgebrochenen Abfrage meine persönliche Corona-Krise gehabt und momentan sei die Lage etwas schwierig. Die Antwort hat mich aus den Socken gehoben. „Ich habe auch Kinder und weiß, was das heißt. Meine sind erwachsen, aber ich kann mich an die Zeit noch erinnern, als sie klein waren und auch ich habe zu dieser Zeit studiert. Machen Sie einfach weiter, Sie kriegen den Dreh noch raus“.
Ich hätte sie küssen können! Der erste Mensch an der Uni, der wusste, wie sich das anfühlt, mit Kindern zu studieren und der zugab, dass das beliebig anstrengend sein konnte, statt so zu tun, als wär das alles so nebenher zu machen. Oder so zu tun, als hätten sie ja gleich gewusst, dass das mit mir und Familie und Studieren nur in die Hose gehen konnte. Danke, Frau Doktor, oder wie das in den WhatsApp-Chats der Semestergruppen irgendwie immer heißt: Ehre!!
Finally: Lernerfolg
Tatsächlich hab ich mir übers Lernen erstmal ein paar Bücher besorgt, eins davon wird auch heute noch jedem Kommilitonen empfohlen, der jammert, er kriegt das mit dem Lernen nicht hin. Mein Lieblingsbuch sagt, Lernen tun wir nicht, indem wir 700 Seiten eines Lehrbuchs so oft wie möglich lesen oder bunt bemalen, sondern indem wir uns immer wieder selber testen und versuchen, das Gelernte aktiv zu erinnern. Bunt mache ich meine Bücher trotzdem, die sehen hinterher aus wie Comicseiten und taugen nicht mal mehr zum Verschenken.
Und dann hab ich Meditricks entdeckt. Mein Gehirn LIEBT die Bilder! Die Merkbilder von Meditricks beißen sich in meinem Hirn fest wie ein Ohrwurm ins Trommelfell. Und in den letzten 1,5 Jahren sind wirklich viele Videos in der Vorklinik dazugekommen. Anatomie I wäre anders ausgegangen, wenn ihr schneller gewesen wärt, aber ich will mal nicht meckern.
Wir hoffen, dieser Erfahrungsbericht hat dir gefallen und war hilfreich.
Uns erreichen immer wieder Zuschriften von Studierenden, denen unsere Eselsbrücken geholfen haben, Hürden im Medizinstudium zu meistern. Genau aus dem Grund ist Meditricks entstanden. Unsere Merkbilder haben uns auch selbst erfolgreich durch das Studium gebracht.
Hier noch ein paar Stimmen aus der Gemeinschaft:
"Ich bin Euch wirklich ewig dankbar für Eure Videos!"
Samira, 7. Semester, Uni Düsseldorf
"Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ohne Meditricks wüsste ich nicht, ob ich mein Physikum hätte."
Anna, 5. Semester, Uni Heidelberg
Das sind wir:
Wir von Meditricks sind ein ca. 35-köpfiges Team (s. Teamseite). Unser Leitbild: Mit dem richtigen Lernmedium kann jeder medizinisches Wissen meistern und behalten. Wir bestehen aus Ärztinnnen & Ärzten, Medizinstudierenden, Video- und Hertzchirurgen, Sprecher/-innen – you name it. Wir sind Eselsbrückenbauer aus Leidenschaft und beschäftigen uns seit unserem eigenen Studium mit dem Lernen. Uns vereint der Wunsch, Wissen durch liebevoll aufbereitete Eselsbrücken zu vermitteln.
Wir wünschen Dir viel Spaß beim Merken!
ausgezeichnet als
12 Monate Zugriff für 9,25 EUR pro Monat, als Einmalzahlung: 111 EUR.
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Moritz: hat mich überzeugt